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Episode 07 I Dezember 2020

Worum geht es in dieser Folge?

 

Abseits der gebauten Umwelt suchen wir im Internet nach Orten der Öffentlichkeit. Gibt es öffentliche Räume im Netz? Sind Soziale Netzwerke Teil des öffentlichen Raums? Mit dem netzpolitischen Aktivisten Markus Beckedahl sprechen wir über Rechte und Pflichten in sozialen Netzwerken, Datensouveränität und digitale Selbstverteidigung. Das Interview führt uns zu der Frage: Müssen wir das Netz abschaffen und neu bauen?

 

Am Anfang stand die Frage: Gibt es öffentliche Räume im Netz? Bei unseren Diskussionen ergaben sich zwei Probleme: Wir konzeptualisierten den „öffentlichen Raum“ völlig unterschiedlich. Außerdem fiel es uns schwer, die Konzepte „öffentlicher Raum“ und „Öffentlichkeit“ voneinander zu trennen. Ein Blick in die Literatur ergab: Meist wird der öffentliche Raum in Abgrenzung zum privaten definiert oder zwischen privater Sphäre und staatlicher Autorität verortet. Beschrieben wird er als kommunikativer Ort, an dem gesellschaftliche Aushandlungsprozesse stattfinden. Es ist der Ort, an dem sich die Öffentlichkeit konstituiert. Diese Öffentlichkeit beschreibt Jürgen Habermaß (1992: 436) als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von Meinungen. (Das klang für uns bereits nach Sozialen Netzwerken!) Über die Bedeutung der Öffentlichkeit für eine demokratische Gesellschaft herrschte stiller Konsens.

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Noch etwas fiel uns auf: Der öffentliche Raum ist umkämpft! Wir dachten an den Syntagma-Square in Athen, den Tahrir in Kairo und den Maidan in Kiew. Offenbar ist der öffentliche Raum auch Ort von Protest und Emanzipation. Doch der Protest verlagert sich zunehmend in die digitale Sphäre. Politische Debatten und ideologische Kämpfe werden in den Sozialen Netzwerken ausgetragen – oder dort zumindest organisiert. Im Zuge des Arabischen Frühlings erlebten die einstigen Netz-Utopien Konjunktur. Bei der Mobilisierung der Leute waren die Sozialen Netzwerke von entscheidender Bedeutung. Einige sprachen sogar von einer „Facebook-Revolution“.

Erfüllen Plattformen wie Facebook die Funktionen des öffentlichen Raums? Sind Soziale Netzwerke Orte der Öffentlichkeit? - Das haben wir den netzpolitischen Aktivisten Markus Beckedahl gefragt. Als Gründer von netzpolitik.org und Mitbegründer der re:publika ist er Experte für digitale Gesellschaft und das Web 2.0.

Im Gespräch wurde uns klar: Auch dieser Raum ist umkämpft. Wieder stellen sich die Fragen nach Zugänglichkeit, Zuständigkeit und Ressourcenverteilung. Wie würdet ihr den öffentlichen Raum 2.0 gestalten? Habt ihr Markus Vorschläge dazu im Podcast gehört? Was haltet ihr davon?

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Wie bedanken uns bei Markus Beckedahl für das Interview und bei euch fürs Zuhören!

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Literatur, Quellen und mehr

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Habermas, Jürgen (1992): Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats, Frankfurt am Main.

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Was für Netz-Utopien? Mehr über die Versprechen des Internets erfahrt ihr von Thiel, Thorsten (2014): Die Schönheit der Chance: Utopien und das Internet. Juridikum: Zeitschrift für Kritik, Recht, Gesellschaft, 15 (4), S. 459-471, oder online hier (Zugegriffen am 13.07.2019).

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Stichwort „Digitale Öffentlichkeit“ - Wie verändert die online-Kommunikation die politische Öffentlichkeit? Lest dazu: Emmer, Martin und Wolling, Jens (2010): Online-Kommunikation und politische Öffentlichkeit, in: Schweiger, Wolfgang und Beck, Klaus (Hg.): Handbuch Online-Kommunikation, Wiesbaden, S. 36-58. (Der Volltext ist im TU-Wissensportal für TU-Studierende frei zugänglich.)

 

Netzwerkdurchsetzungsgesetz? Vorratsdatenspeicherung? Urheberrechtsreform? Mit netzpolitik.org, der Plattform für digitale Freiheitsrechte, bleibt ihr netzpolitisch aktuell!

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Ihr wollt mehr zum Thema Netzpolitik in Deutschland? Einen einführenden Überblick findet ihr hier: Busch, Andreas et al. (2019): Netzpolitik. Ein einführender Überblick, Wiesbaden. (Hier geht’s zum Volltex im TU-Wissensportal.)

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Im Interview erwähnt Markus eine „Filterblase“. Existiert sie? Mehr dazu schreibt:Thies, Ben (2017): Mythos Filterblase, in:Christoph Kappes et al. (Hg.): Medienwandel kompakt 2014-2016. Netzveröffentlichungen zu Medienökonomie, Medienpolitik & Journalismus, Wiesbaden, S. 101-104. (Link zum Volltext)

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Digitale Selbstverteidigung! Hier findet ihr Tipps zum Schutz vor Datensammlern und Alternativen zu den Diensten der großen Konzerne: Netzpolitik.org: Kleines Einmaleins der digitalen Selbstverteidigung, 30.04.2018, online hier. (Zugegriffen am 13.07.2019)

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Ihr liebt Podcasts? Dann hört doch mal: „Filterbabbel“! Dort diskutieren Ann-Kathrin Büüsker und Karolin Schwarz über aktuelle Themen zur digitalen Öffentlichkeit.

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Ihr wollt Experten treffen und euch austauschen? Dann besucht eine CryptoParty. Dort treffen sich Menschen um sich gegenseitig Verschlüsselungs- und Verschleierungstechniken beizubringen. Diese Partys sind öffentlich und unkommerziell. Veranstaltungen in eurer Nähe findet ihr hier.

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