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Flächen durchbrechen

Episode 09 I April 2020

Platzkonkurrenzen im Stadtverkehr – von der Vision einer fairen Straßenraumaufteilung

Worum geht es in dieser Folge?

 

Während man darauf wartet, dass politisch und stadtplanerisch Zeichen gesetzt und Städte menschenfreundlicher gestaltet werden, liegt es wohl letztlich an jeder Person selbst, durch achtsameren Umgang miteinander, Gefühle von Verbundenheit und so das Wohlbefinden von unseren Mitmenschen und uns selbst zu stärken.

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Habt Ihr Euch vielleicht auch schon mal gefragt, wieso wir unseren knappen und wertvollen öffentlichen Straßenraum so vorherrschend fahrenden und stehenden Autos zur Verfügung stellen? Wieso darf man beim Parken privater Pkw eigentlich reihenweise und beliebig lange öffentliche Flächen in der durchschnittlichen Größe eines Kinderzimmers blockieren und das meist auch noch, ohne dafür zu bezahlen? Wie kann es sein, dass wir die Unmengen an Autos in unseren Städten und all die Gefahren und Probleme, die mit Ihnen einhergehen, immer noch akzeptieren oder sogar für normal halten? Oder sollten wir vielleicht lieber damit beginnen unsere – vor Jahrzehnten vor allem für den fließenden Autoverkehr geplanten – Städte den Menschen und ihren vielfältigen Mobilitäts- und Aufenthaltsbedürfnissen zurückzugeben?

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Das Mantra der „autogerechten Stadt“ aus den 1960er-Jahren und weitere autozentrierte Planungsgrundsätze, welche Auswüchse wie z.B. die Stadtautobahn oder gigantische Ausfallstraßen und eine strikte Trennung der Verkehrsträger hervorbrachten, haben die Grundlage für eine seit Jahrzehnten sichtbare drastische Vorherrschaft des Autos in unseren Städten geschaffen. Trotz bereits länger vorliegender Erkenntnisse über die vielfältigen Probleme eines derart massiven innerstädtischen Pkw-Verkehrs (wie etwa der hohe Energieverbrauch pro Personenkilometer, der übermäßige Flächenverbrauch oder die umfassend beeinträchtigte Aufenthaltsqualität durch Luftverschmutzung, Lärm und Trennwirkung) wächst die Zahl der Autos und der zurückgelegten Kilometer hierzulande von Jahr zu Jahr immer weiter. Die auf Grund ihrer wirtschaftlichen Macht sehr einflussreiche deutsche Automobilindustrie lobbyiert stets energisch gegen alle Versuche diese Tendenz umzukehren. Dabei existieren international vielversprechende Vorbilder: Insbesondere einige skandinavische Länder oder Belgien und die Niederlande haben den tiefgreifenden Umbau ihrer Städte angestoßen und teilweise bereits umgesetzt. So gelingt es vielerorts, das Auto mit Hilfe unterschiedlicher Strategien spürbar zurückzudrängen und so mehr Platz für die Verkehre des Umweltverbunds zu schaffen – also für öffentliche Verkehrsmittel, Radfahrer und Fußgänger.

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In dieser Episode „Flächen durchbrechen“ diskutieren die Studierenden Donata, Jonathan und Stephan mit Prof. Andreas Knie, Soziologe und Verkehrsforscher an der TU Berlin und mit Stefan Gelbhaar, dem Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr der Grünen im Bundestag das Thema Flächengerechtigkeit auf öffentlichen Straßen. Auch die Fußgänger und die Berliner Verkehrsbetriebe kommen zu Wort. Entlang einer Vision versuchen sie herauszufinden, wie die verschiedenen Nutzungsansprüche in unseren städtischen Straßenräumen angemessen berücksichtigt werden könnten und welche Schwierigkeiten dabei bestehen. Außerdem soll geklärt werden, was überhaupt eine faire Gestaltung und Verteilung der Flächen in einer Straße ausmachen könnte und welche Handlungsoptionen es für Politik, Verwaltung und Gesellschaft auf dem Weg zu lebenswerten öffentlichen Straßenräumen gibt.

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Die Folge nähert sich dem Thema der Flächenverteilung im Straßenraum auf wissenschaftlich und gleichzeitig aufgelockerte Art und Weise. Damit ist sie sowohl für Sachkundige als auch für Hörer ohne verkehrsplanerische Vorkenntnisse interessant und ohne Einschränkungen zu empfehlen. Wir wünschen viel Spaß beim Zuhören!

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Mehr zum Thema

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​Kraftfahrt-Bundesamt (2020): Jahresbilanz des Fahrzeugbestandes. Verfügbar hier.

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