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Regionale Nahrungsmittelversorgung

Zwischen Trendprodukt und Klimalösung

Episode 11 I Juni 2020

Worum geht es in dieser Folge?

 

Ernährung ist politisch! Neben diversen Lebensmittelkrisen hat nicht zuletzt der Klimawandel unsere Ernährungsweise auf den Plan gesellschaftlicher Debatten und der Politik gerufen. Denn unser Konsum beeinflusst durch Emissionen in Anbau, Lieferketten und Vertrieb direkt das Klima. Unser Essen reist bis zu 18.000 km, bis es auf unseren Tellern landet. Also besser das essen, was regional und lokal angebaut wird? In dieser Folge des Raumcasts widmen wir uns den Vorteilen, Nachteilen und Möglichkeiten des regional-lokalen Anbaus von Nahrungsmitteln.

Durch verringerte Transportwege und damit zusammenhängend deutlich weniger emittierten CO2 kommt dem regional-lokalen Anbau in jedem Fall eine große Bedeutung zu. Doch lässt sich die Klimabilanz wirklich so leicht ziehen? Was passiert etwa im Winter, wenn Gewächshäuser in unseren Breitengraden beheizt werden müssen? Ist die unbeheizte Tomate aus Spanien im Winter besser als die beheizte Tomate aus Brandenburg – oder sollte man im Winter komplett auf Tomaten verzichten? Und wie schneiden radikal lokale Anbau-Technologien wie Aquaponik-Systeme mitten in der Stadt und das Indoor-Farming direkt im Supermarkt ab? Wir haben uns mit den verschiedenen Anbaumethoden auseinandergesetzt, sie für euch verglichen und uns dabei auf die Möglichkeiten einer lokalen Versorgung von Berlin konzentriert. 2019 veröffentlichte das Zentrum für Agrarlandforschung (ZALF) eine Studie, welche das Selbstversorgungspotenzial von Mailand, Rotterdam, London und Berlin aus dem jeweiligen Umland vergleicht. Berlin besitzt als einzige der vier Städte das Potenzial zur Selbstversorgung, selbst bei ökologischem Anbau! Dafür müsste sich die brandenburgische Landwirtschaft allerdings gewaltig transformieren.

Um mehr über lokale und regionale Anbausysteme zu erfahren, haben wir mit Anne-Kathrin Kuhlemann von der Berliner Stadtfarm und mit dem Wiener Wintergemüse-Experten Wolfgang Palme gesprochen. Anne-Kathrin Kuhlemann von der Stadtfarm hat uns erzählt, was jetzt schon – und zwar vergleichsweise ressourcenschonend – mitten in der Stadt angebaut werden kann. Wolfgang Palme, der Gemüsebau-Forscher und Winter-Gemüse-Experte aus Wien, hat uns mit damit verblüfft, was sogar im Winter auf unseren Äckern geht; ganz ohne aufwändige Technik. Gundula Oertel vom Ernährungsrat Berlin hat uns über die politischen Bedingungen, die Ziele des Berliner Ernährungsrats und das Ergebnis einer städtischen Ernährungsstrategie, die in Berlin 2018 verabschiedet wurde, informiert.

Einfache Antworten haben wir leider nicht für euch. Denn sowohl wir Verbraucher*innen, als auch die Produzent*innen, die Politik und der Einzelhandel sind gefragt, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Veränderungen anzustoßen und durchzusetzen. Aber eins können wir versprechen: Denn, wie Wolfgang Palme sagt, “Landwirtschaft kann auch ein Abenteuer sein!”

Idee und Konzept

Edouard Barthen (Sprecher)

Katja Klose (Sprecherin)

Carolin Lichtenstein

Thomas Nguyen (Schnitt)

Moritz Wühr (Schnitt)

Interviewpartner*innen

 

Wolfgang Palme ist Wintergemüse-Experte und seit 25 Jahren Abteilungsleiter für Gemüsebau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Wien - Schönbrunn. Er ist Gründer und Leiter der City Farm Augarten, einem Bio-Vielfaltsgarten für Klein & Groß mitten in Wien, sowie Autor des Buches “Frisches Gemüse im Winter ernten: Die besten Sorten und einfachsten Methoden für Garten und Balkon”.


Gundula Oertel ist freie Journalistin und Autorin. Agrar- und Ernährungspolitik gehören dabei zu ihren Spezialgebieten. Ihr erstes Buch (mit Valentin Thurn) trug den Titel »Taste the Waste – Rezepte und Ideen für Essensretter«. Sie hat den Ernährungsrat Berlin mitgegründet und ist dort als eine seiner gewählten Sprecher*innen aktiv.

Anne-Kathrin Kuhlemann ist Geschäftsführerin des Unternehmens TopFarmers GmbH (ein Unternehmen der BE Food AG), die die Stadt-Farm in Berlin-Lichtenberg betreibt. In der Stadt-Farm werden mittels des AquaTerraPonik-Konzepts, das von den Betreibern selber entwickelt wurde, Pflanzen und Fische als Nahrungsmittel gewonnen.

Quellen und mehr zum Thema

Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2019): Bodennutzung der landwirtschaftlichen Betriebe im Land Brandenburg 2019. Verfügbar hier.


Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2016): Konsum und Ernährung. Verfügbar hier.
Infarm: How we grow flavour and goodness. Verfügbar hier.


Jahberg, Heike (2019): Ernährungsstrategie liegt vor: So will der Senat erreichen, dass Berliner gesünder essen. Verfügbar hier.


Kapalschinski, Christoph und Matthes, Sebastian (2019): 100 Millionen Dollar für Gemüse: Berliner Start-up überzeugt Investoren. Verfügbar hier.

Kästner, Sven (2015): „Weltacker“-Experiment: Wie viel Anbaufläche braucht ein Mensch? Verfügbar hier.


Million, A./ Bürgow, G./ Steglich, A. (Hrsg.) 2018: Urbanes Wasser für urbane Landwirtschaft. DOI: 10.14279/depositonce-6663 [26.11.2019]

Müller-Lindenauf, M. et al (2013): CO2‐Fußabdruck und weitere Umweltwirkungen von Gemüse aus Baden‐Württemberg. Verfügbar hier.

Nauss, Tessa (2018): Is vertical farming really sustainable? Verfügbar hier.

Reinhardt, Guido et al (2009) : Ökologische Optimierung regional erzeugter Lebensmittel: Energie- und Klimagasbilanzen. Verfügbar hier.

Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung (2019): Berliner Ernährungsstrategie auf den Weg gebracht. Verfügbar hier.

Schulz, Cornelia und Troegel, Thomas (2018): Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2016 für das Land Brandenburg. In: Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg. Verfügbar hier.

Statista (2020): Pro-Kopf-Konsum von Gemüse in Deutschland nach Art in den Jahren 2015/16 bis 2017/18. Verfügbar hier.

Statista (2020): Pro-Kopf-Konsum von Obst in Deutschland in den Wirtschaftsjahren 2004/2005 bis 2017/2018. Verfügbar hier.

Statista (2020): Selbstversorgungsgrad bei Gemüse in Deutschland in den Jahren 2002/03 bis 2017/18. Verfügbar hier.

Statista (2020): Selbstversorgungsgrad bei Obst in Deutschland in den Wirtschaftsjahren 2005/2006 bis 2017/2018. Verfügbar hier.

Upfield Deutschland GmbH: CO2-Rechner. Verfügbar hier.

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Interview
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