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Mit postkolonialen Grüßen

Episode 10 I Mai 2020

Worum geht es in dieser Folge?

 

Berlin - Wedding - Afrikanisches Viertel: Ein Bezirk mit kolonialen Spuren.
In dieser Episode gehen wir diesen alltäglichen Spuren von Kolonialismus im Berliner Stadtbild nach. Seit Jahrzehnten tobt in Berlin eine kontroverse Diskussion um Straßennamen mit  Bezug zum Kolonialismus.
Mithilfe von Mnyaka Sururu Mboro unserem Interviewpartner von Berlin Postkolonial e.V. aus Tansania setzen wir uns mit dem Thema Postkolonialismus im afrikanischen Viertel auseinander. 100 Jahre nach der Gründung der Kolonie Deutsch-Ostafrika kam er 1979 zum Studieren nach Deutschland. Seine Großmutter bat ihn, die Gebeine des Chiefs der Region, Mangi Meli, die nach seiner Ermordung von den deutschen Besetzern entwendet wurden, ausfindig zu machen und wieder in das Land zurück zu bringen. Wie genau es dazu kam und
wie die Geschichte weitergeht, könnt ihr euch anhören unter: Komplettes Interview mit Herrn
Mboro.


In Deutschland angekommen, entdeckte er eine weitere Mission für sich. Mehr und mehr fiel ihm auf, dass die Straßennamen im Afrikanischen Viertel nicht nur Namen ehemaliger Kolonien trugen, sondern auch die ihrer teilweise sehr brutalen Begründer.
Dieses Konzept der Straßengestaltung war, nach französischem und britischem Vorbild, die zur Kolonialzeit verbreitete Methode, die koloniale Macht in den Hauptstädten zu repräsentieren und zu demonstrieren. Neben Großbritannien und Frankreich gehört auch Deutschland von 1884 bis 1918 zu den einflussreichsten Kolonialmächten in Afrika. Die damaligen Kolonien Togo, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika umfassten die heutige Länder: Tansania, Burundi, Ruanda, Togo, Kamerun und Namibia.


Postkoloniale Theorien befassen sich mit Parallelen zwischen den damaligen Verbrechen und den heutigen Machtasymmetrien, für die die Verbrechen von damals die Voraussetzung waren. Deshalb sieht Postkolonialismus eine kritische Auseinandersetzung mit Kolonialvergangenheiten und ihren langfristigen Folgen als notwendig an. Koloniale Kontinuitäten werden im kollektiven Gedächtnis gespeichert.
Was ist das kollektive Gedächtnis und wie funktioniert es?  Das kollektive Gedächtnis steht in ständiger Wechselbeziehung mit der Reproduktion der Geschichte, und wird erkennbar durch materielle Artefakte. Institutionen und Körperschaften wie Nationen, Staaten, die Kirche oder eine Firma 'haben' kein Gedächtnis, sie 'machen' sich eines und bedienen sich dafür memorialer Zeichen und Symbole, Texte, Bilder, Riten, Praktiken, Orte und Monumente.


Das kollektives Gedächtnis wird noch heute im und durch das Stadtbild beeinflusst, wie es unter anderem im afrikanischen Viertel anhand von Straßennamen passiert.
Straßenumbenennungen sind in Deutschland ein bürokratischer, längerfristiger Prozess. Mit dem genauen Prozess der Umbenennung befassen wir uns in dieser Episode. Wie kann er zu einem Umdenken beitragen? Welche Ziele werden von Initiativen verfolgt?

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Mit Postkolonialen Grüßen

Johanna, Joana und Bjarne

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Hier das gesamte Interview mit Mnyaka Sururu Mboro (Berlin Postkolonial e.V.) hören
Komplettes InterviewRaumcast feat. Mboro
00:00 / 2:11:24

Quellen und mehr zum Thema

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​Berlin Postkolonial (2020): Orte Afrikanisches Viertel (zur Zeit nicht verfügbar)

Bezirksamt Mitte - Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte (2020): Afrikanisches Viertel.

Bundeszentrale für politische Bildung (2008): Kollektives Gedächtnis.

Bundeszentrale für politische Bildung (2005): Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 04/2005), Deutschland in Afrika - Der Kolonialismus und seine Nachwirkungen.

Bundeszentrale für politische Bildung (2005): Informationen zur politischen Bildung (Heft 264), Ausbreitung des Kolonialismus.

Die Stadt und der Tod. Erinnerungsorte in Berlin (2015): Ein Projektseminar der Historischen Urbanistik TU Berlin  (WiSe14/15), Prof. Dr. Dagmar Thorau. Verschiedene Quellen und Arbeitsmaterialien.

ORF (2019): Science ORF.at. Erste afrikanische Sklaven in Nordamerika.

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Interview
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