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Multispecies Urbanism

Die unbemerkten Bewohner der Stadt

Episode 27 I April 2021

Worum geht es in dieser Folge?

Multispecies Urbanism. Wer sich mit Stadtplanung oder Stadtökologie beschäftigt, könnte schonmal über diesen Begriff gestolpert sein. Selbst die einen oder anderen Architekturbegeisterten unter euch könnten, beim Durchstöbern des Programms der Architekturbiennale 2020 in Venedig festgestellt haben, dass der niederländische Pavillon genau zu dieser Thematik konzipiert wurde. Das Thema der Biennale war nämlich: “How will we live together?” und das Het Nieuwe Instituut, das für den niederländischen Pavillon zuständig ist, hat mit einer Gegenfrage geantwortet: “Who is We?”. Und genau um diese Frage dreht sich Multispecies Urbanism. Also wer ist WIR?

 

Um die Frage zu beantworten, muss erstmal der Begriff Multispecies Urbanism geklärt werden. Multispecies bedeutet, dass es sich um zwei oder mehrere Spezies handelt. Urbanism hingegen ist einfach das englische Wort für Urbanistik, also das Erforschen der Stadt. Multispecies Urbanism sieht dementsprechend die Stadt als einen Raum, der  nicht nur vom Menschen, sondern auch von anderen Spezies, wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen gelebt, beeinflusst und gestaltet wird. Die Selbstzentriertheit des Menschen, soll überwunden werden. Es handelt sich also um eine posthumanistische Theorie (vgl. Houston et al., 2017). 

 

Über den Multispecies Urbanism Ansatz haben wir mit Avi Sharma gesprochen. Seiner Auffassung nach, ist Multispecies Urbanism nicht eine Theorie, die angewendet werden sollte, sondern schon der Status quo. Seiner Meinung nach leben wir schon in einer “Multispecies Stadt”, allerdings ist ein Umdenken nötig, damit wir Menschen dies anerkennen. Als ersten Schritt müssen wir unsere Sichtweise über das Urbane ändern und uns Menschen nicht mehr im Zentrum positionieren. Dafür müssen wir uns von der Idee distanzieren, dass der Wert der Natur nur in ihrem Nutzen für uns gemessen wird. Mögliche Maßnahmen dafür könnten Bildung und eine Regulierung durch Gesetze sein.

 

Derk Ehlert hat uns im Gespräch erzählt, warum die Stadt so vielen Tier- und Pflanzenarten inzwischen einen besseren Lebensraum bietet als das Umland. Außerdem haben wir mit ihm darüber gesprochen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein der Stadtmenschen für die Stadtnatur zu stärken.

 

Die vielen Grünflächen in der Stadt machen nicht nur das Leben für uns Menschen komfortabler, sondern auch das der anderen Bewohner der Stadt. Mehr als 20.000 Tier- und Pflanzenarten haben sich die Stadt als Lebensraum erschlossen. Genau damit, also der Kohabitation vieler Spezies im urbanen Raum, beschäftigen wir uns in dieser Raumcast Folge.

Diese Folge ist im Wintersemester 2020/2021 entstanden.

Idee und Konzept

Lena Kubica (Konzeption, Aufnahme, Schnitt)

Aylin Özüak (Konzeption, Aufnahme, Schnitt)

Elena Pitscheider (Konzeption, Aufnahme, Schnitt)

Yair Haim Yemini (Konzeption, Aufnahme, Schnitt)

 

Interviewpartner*innen

Derk Ehlert ist Berlins Wildtierexperte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Er ist im Bereich Naturschutz und Landschaftsplanung tätig.

 

Dr. Avi Sharma ist Dozent am Zentrum für Metropolitan Studies der TU Berlin. Als Historiker liegt sein Forschungsfokus auf der Geschichte der Migration, des Urbanen und der Umwelt sowie auf der Stadtentwicklung und -transformation.

Mehr zum Thema

Debra Solomon über Multispecies Urbanism: Video  und Artikel zum niederländischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig.

 

YouTube-Kanal der Stiftung Naturschutz Berlin: “Wildes Berlin: Unterwegs mit Derk Ehlert”

Quellen

Buchholz, J., (2020). Lästige Mitbewohner - Waschbären aus Haus und Garten vertreiben. Verfügbar hier, abgerufen am 17.03.2021.

Houston, D., Hillier, J., MacCallum, D., Steele, W. & Byrne, J. (2017). Make kin, not cities! Multispecies entanglements and 'becoming-world' in planning theory. In: Sage Journals, 17, 2, p. 190-212.

 

Het Nieuwe Instituut (2021). Verfügbar hier, abgerufen am 31.03.2021.

Koch, J. (ohne Datum). Ansteckende Begeisterung – Wildtierreferent Derk Ehlert im Portrait. Verfügbar hier, abgerufen am 17.03.2021.

NABU (2021). Vogel des Jahres 2021 - Deutschland wählt. Verfügar hier, abgerufen am 17.03.2021.

rbb (ohne Datum). Derk Ehlert – Er ist Ihr Experte für die Wildtiere in der Stadt. Verfügbar hier, abgerufen am 17.03.2021.

 

Rose, D. & Van Dooren, T. (2012). Storied-Places in a Multispecies City. In: Humanimalia 3, 2, p. 1-27.

 

Schilthuizen, M. (2018). . Darwin Comes to Town: How the Urban Jungle Drives Evolution. Verfügbar hier, abgerufen 17.03.2021.

Solomon, D. & Nevejan, C. (2019). Soil in the City: the socio-environmental substrate. In: Field to Palette: Dialogues on Soil and Art in the Anthropocene. Taylor & Francis Group, LLC, CRC Press, pp. 605–624.

 

Von Osten, M. & Spillmann, P. (2019). fallingwild - Gespräche über Ko-Habitation und Stadtnatur. vimeo. Verfügbar hier, abgerufen am 17.03.2021.

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