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Pseudo-öffentlicher Raum

Ist unser öffentlicher Raum wirklich öffentlich?

Episode 13 I August 2020

Worum geht es in dieser Folge?

 

Der öffentliche Raum ist vielfältig und divers, Rückzugsort oder Präsentationsfläche, belebt oder ruhig, schnell oder langsam, Natur oder Asphalt. Individuen und Gruppen eigenen sich temporär oder permanent spezifische Räume an - Orte entstehen. Der ideale öffentliche Raum steht allen Bürger*innen offen. 

 

Doch was passiert, wenn Privatisierungsprozesse grundlegende Funktionen des öffentlichen Raums einschränken? Pseudo, also „nicht echt“, soll die inflationäre Bezeichnung aller Freiflächen in der Stadt als "öffentlichen Raum" kritisch hinterfragen.

 

In dieser Folge gehen wir zu Beginn der Frage nach, was den öffentlichen Raum kennzeichnet, welche Eigenschaften und welche Funktionen dieser hat. Dabei bewegen wir uns über die fachspezifischen Grenzen hinweg und versuchen eine breites Meinungsspektrum abzudecken. Im zweiten Teil lassen wir einen Experten zum Thema zu Wort kommen: Aljoscha Hofmann, Architektursoziologe und politischer Stadtentwicklungsberater.

 

Fragen, wie der öffentliche Raum weiterhin geplant und gebaut werden kann, beantwortet er damit, dass der “öffentliche Raum ein Ort [ist], der ausverhandelt werden muss.” Und das mit einem politisch gesunden Maß von Beteiligung und Information. Dabei “wird konstant die Frage gestellt, wie wir miteinander leben wollen”. Wichtig sei, dass eine gute Mischung aus Information für die Beteiligung von Bürger*innen geschaffen würde und dennoch Rahmenbedingungen der Planer*innen erhalten blieben. Experten*innen hingegen seien - in puncto gestalterischer Planung - dazu angehalten, sich immer wieder aus der Eigenperspektive zu lösen. Nur so könne eine weitere Häufung pseudo-öffentlicher Räume vermieden werden. 

 

Eine Stadt muss sich dieser Verantwortung ebenso bewusst sein, wie deren Bewohner*innen. Vorteilhaft wäre daher, die Planung von öffentlichen Räumen, wie zum Beispiel von Plätzen, in kommunaler Hand zu behalten und diese nicht privaten Investor*innen zu überlassen. So kann neben den politischen oder privaten Interessen auch der gesellschaftliche Relevanz des öffentlichen Raums nachgekommen werden.


Die pseudo-öffentlichen Räume unserer Stadt bergen verschiedene Gefahren für die Öffentlichkeit. Das Hauptproblem sind die vielen Einschränkungen durch private Akteur*innen, die nur einigen Gruppen das Gefühl geben, sich in einem sicheren und schönen Raum zu befinden. Dabei können sie schwer nachvollziehen, wie andere Gruppen, beispielsweise konsumschwache oder auch nicht weiß gelesene Personen ausgegrenzt werden. Auch haben private öffentliche Räume oft starke Gefälle in der Machtstruktur durch dauerhaft oder häufig anwesende Sicherheitsdienste und Videoüberwachung. Dies gibt gesellschaftlichen Problemen wie Rassismus in der Beurteilung menschlichen Verhaltens eine größere Chance. 


Um das zu zukünftig besser zu gestalten, ist eine aktive Partizipation nötig, das Mitdenken langfristiger Perspektiven der zukünftigen Entwicklung und die Repräsentation aller Bewohner*innen der Stadt.


Es braucht mehr Einsatz und Wertschätzung für den Öffentlichen Raum. 

Idee und Konzept

David Dietrich

Serafina Ertl

Susanne Maaß

Jonathan Staiger

Interviewpartner

Aljoscha Hofmann ist Architekt, Mitherausgeber und Autor verschiedener Publikationen zum Städtebau und als stadtentwicklungspolitischer Berater tätig. Zudem war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie der TU Berlin und ist Mitbegründer der stadtentwicklungspolitischen Initiative "Think Berli!n".

Quellen und mehr zum Thema

Berger, H. & Wildner, K. (2018). Die Prinzipien des öffentlichen Raums. Verfügbar hierAufgerufen am 17.08.2020.

Gusy, C. (2009). Der öffentliche Raum — Ein Raum der Freiheit, der (Un-)Sicherheit und des Rechts. JuristenZeitung, 5, 217-224

Habermas, J (1962). Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Jacobs, J. (1971). Tot und Leben großer amerikanischer Städte. Berlin, Frankfurt a. M., Wien: Ullstein.

Koolhaas, R. (1995). S,M,L,XL. New York: The Monacelli Press.

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Interview
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